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 LMS 2020

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Endstation Sehnsucht
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Endstation Sehnsucht


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BeitragThema: LMS 2020    LMS 2020          EmptyMi Jan 29, 2020 10:07 pm

MATTEO TRIBBIANI - SIEBZEHN - HAMBURG - @ ALWAYS GOLD - GESAMTSCHÜLER & MEMEDEALER

Typen wie ich kommen leichter mit der Scheiße durch, die sie bauen. Sagen zumindest die Mädchen, die ich kenne (und mein Kumpel Malte, aber nur, weil er grundsätzlich alles nachplappert, was Isi sagt, und die ist eben ein Mädchen). Wegen Charisma oder so. Ich weiß nicht, ob das nett gemeint ist, oder ob ich dadurch irgendwie auch ein bisschen reduziert werde. Auf Typen wie ich. Was sind das für Typen?
Wir kompensieren unsere schlechten Physik-Noten dadurch, dass wir in SoWi so lange labern, bis die Lehrer uns wenigstens elf Punkte geben. Wir kommen mit jedem der Stufe klar, weil wir als erste die besten memes in der Klassen-WhatsApp gruppe dealen. Wir sind die perfekten Alleinunterhalter, denen man nie lange böse sein kann. Wir sind immer bereit, uns für das Google Earth Car in Pose zu werfen. Wir haben genau so viele halbmonatige Leidenschaften wie Sneaker. Wir nehmen achtzehnminütige Sprachmemos auf, statt jemanden anzurufen.
Wir lachen viel. Und laut. Und gerne.

Aber ich bin doch nicht nur ein Typ wie ich. Zum Beispiel, weil ich immer absurd emo werde, wenn’s regnet; und in Hamburg regnet’s halt viel zu oft. Weil ich immer allen davon erzähle, dass Italien meine richtige Heimat ist, aber mittlerweile weiß ich gar nicht mehr so richtig, ob das überhaupt stimmt. Weil ich immer der kleine Bruder von gewesen bin, und aufgehört hab mitzuzählen, wie oft mir diverse Tanten und Cousinen auf Familienfeiern in die Wange gekniffen und mich il piccolo genannt haben (obwohl ich mittlerweile locker eins achtzig bin, hallo?!). Weil ich zu nem richtig unangenehmen Arschloch werde, wenn ich mich mit meinem Freund streite.
Dann brüll ich viel. Und laut. Und wütend.

Typen wie ich. Wir regen uns irrational schnell über ne Kleinigkeit auf und rudern sofort zurück, wenn wir mitkriegen, dass wir damit jemand anderem wehgetan haben. Und manchmal sind wir komplette Idioten und steuern genau das an. Wir wissen, dass es falsch ist. Wir wissen, dass wir damit Grenzen austesten. Aber wir wissen halt auch, dass wir am längeren Hebel sitzen; dass wir ne Konfrontation länger aushalten können, dass wir vielleicht nicht die besseren Argumente haben, aber sie fehlerfreier vortragen können.
Manchmal wär ich lieber kein Typ wie ich. Manchmal kommt’s mir vor, als wären Typen wie ich die dümmsten von allen Typen überhaupt. Und wenn ich mich dann wieder abgeregt hab, wenn ich mich entschuldigt hab, wenn mir verziehen wurde – wenn ich wen zum lachen bringe, wenn ich wem ne Sorge nehme, wenn ich für jemanden da bin, weil ich’s eigentlich ganz gut kann – dann bin ich’s doch wieder ganz gerne. Son Typ wie ich.
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BeitragThema: Re: LMS 2020    LMS 2020          EmptySa Feb 08, 2020 10:45 pm

Mit gerunzelter Stirn starrt Pellmann über meine Schulter. Sie schiebt sich ungefähr zum dritten Mal ihre Brille wieder höher auf die Nase und ich denk Mädel, dann lass dir halt die Bügel anpassen, wenn das Teil rutscht. Sie macht mich wahnsinnig damit. Sie macht mich auch wahnsinnig mit ihrem Räuspern und ihrem Starren und ihrem Naserümpfen.
„Also…“, frag ich, nachdem sie schon wieder ihre scheiß Brille hochgeschoben hat. Pellmann beugt sich zurück und guckt mich missbilligend an. „Was wollte der Kunde nochmal?“, will sie wissen. Ich muss mir echt hart Mühe geben, nicht die Augen zu verdrehen. Hat sie darüber die ganze Zeit nachgedacht oder was? Sollte eine Chefin nicht wissen, an welchen Projekten ihre Mitarbeiter gerade arbeiten oder so? „Äh“, mach ich, „nen Elefantenbaby das vom Muttertier in nen Fluss geschoben wird.“ Ich krame auf meinem Schreibtisch herum und finde den Ausdruck der Mail. Romantische Belichtung“, lese ich vor; Betonung auf dem ersten Wort, weil Pellmann darüber ja vielleicht auch lachen kann. Ich hab gelacht, als ich die Angabe zum ersten Mal gelesen hab. Was soll das sein, romantische Belichtung ey – soll ich ne scheiß Rotlichtlampe in die Ecke photoshoppen oder was. Sie starrt immer noch auf meinen Monitor.

„Und das wollen Sie abgeben?“, fragt sie irgendwann endlich. Ich zucke mit den Schultern und verkneife mir alter, dafür hab ich dich halt hergeholt zu sagen, dann nicke ich. Pellmann macht einen Seufzer, dann stellt sich sich aufrecht hin und guckt mich an. Leider nicht auf die das geht schon so Art. Besser als die wird’s bei mir meistens nicht, das wissen wir beide. Ich bin nicht ihr bester Mitarbeiter und so, aber bisher hat’s immer irgendwie gereicht.
„Das ist so ziemlich das hässlichste Bild, das ich je gesehen hab.“ Okay, hat nicht gereicht. Plötzlich muss Pellmann nicht mehr die ganze Zeit ihre Brille antatschen. Sie guckt auch nicht mehr zu meiner Arbeit, nur noch zu mir. „Sind das überhaupt richtige Elefanten? Wie viel Weichzeichner haben Sie da benutzt? Die Steine sehen aus wie Melonen. Und was ist das für eine Schattenkante auf dem Rüssel vom kleinen Elefanten? Und diese Punkte? Was ist das? Licht? Mücken? Pollen? Ausschlag?“
Mein Mund ist ganz trocken. „Äh“, mach ich wieder. Sie schnaubt. „Noch mal von vorne. Alles.“
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BeitragThema: Re: LMS 2020    LMS 2020          EmptyMi Feb 12, 2020 1:02 pm

Hard to swallow pills

#1 – Diesen Text hier zu schreiben fällt dir schwerer als du dachtest. Klar, die Aufgabe ist mal was anderes, aber bisschen gestört fühlt sich’s trotzdem an, wenn du in der zweiten Person über dich selbst schreiben musst. Und dann auch noch dieses Thema? Dabei denkst du ja eigentlich immer, schreiben sei kein Problem. Du bist gut im Schreiben. Du schreibst jeden Tag. Wirklich jeden Tag. Kannst es schlecht nachvollziehen, wenn jemand etwas von "Schreibblockaden" erzählt – und jetzt sitzt du hier, seit ein paar Tagen, hast ungefähr drei Wordseiten voll mit Anfängen und Absätzen, aber nichts davon knallt. Normalerweise ist das nicht so schlimm. Jeden Tag schreiben heißt nicht jeden Tag literarische Bretter rausballern. Aber für ne Competition, gerade für diese Competition, da willst du halt abliefern. Also, wieso wird’s nix? Du bist zu kritisch. Und du schreibst mit Absicht nicht perfektionistisch, obwohl du dazu auch schon was ausformuliert hast – weil du währenddessen gemerkt hast, wie wenig Perfektion in deinem Handeln liegt. Nein, es geht hier ums kritisieren an sich. Texte, vor allem. Aber auch Filme. Bücher. Schauspielerische Leistungen. Musik. Grafiken. Gibt’s irgendwas, das du noch so richtig genießen kannst? Einfach so? Kommt’s noch vor, dass du nach einem Kinoabend nicht den kompletten Film zerlegen willst? Kannst du dir noch eine Grafik angucken, ohne darüber nachzudenken, wie man sie noch besser hingekriegt hätte? Ließt du LMS Writing Beiträge, ohne dir zu überlegen, wo du Sätze gekürzt hättest? Denk mal drüber nach.

#2 – Du bist laut. Also laut-laut. Wenn du in den discord Sprachchat kommst, bist du die, deren Volume man erstmal auf 35% runter regelt. Die laut grüßt, laut lacht, laut kaut, laut tippt. Nichts in deinem Leben war jemals leise. Nichtmal ne Treppe runtergehen (Zitat Vater: "da kommt mein kleiner Elefant" - danke Papa). Im Kino lachen die anderen Zuschauer erst mit dir (über den Witz) und dann über dich (weil du dich nicht mehr einkriegst). Deine Mitstudierenden sagen: sogar dein Flüstern ist laut. Deine Freunde sagen: schrei doch nicht immer so. Du sagst: willst du mal hören, wie's sich anhört, wenn ich schreie?! Du hast zwei große Brüder und einen großen Ziehbruder. Vielleicht musstest du dir ja immer Gehör verschaffen. Vielleicht ist das aber auch die gleiche Ausrede, die du seit der Grundschule benutzt.

#3 – Deine Schwächen auszuformulieren war nicht das Schwierige an diesem Text. Das kommt jetzt. Stärken. Los. Zuerst fallen dir nur Sachen ein, die du gut kannst. Schreiben. Kochen. Organisieren. Songtexte auswendig lernen. Aber darum geht’s ja nicht, es geht darum, wie du bist. Also, wie bist du? Versöhnlich. – das heißt, na klar, zunächst erstmal leicht zu verärgern, dann ziemlich streitlustig, und vermutlich auch nicht immer ganz fair dabei. Aber, und das ist ja das Wichtige: du kannst dich entschuldigen. Und du kannst Entschuldigungen annehmen, statt lange nachtragend zu sein. Du machst nicht immer alles richtig, auf gar keinen Fall, eigentlich sogar ziemlich selten. Aber du siehst das dann ein. Du hast irgendwann, irgendwie gelernt, aufrichtig um Verzeihung bitten zu können. Ob deine Entschuldigungen immer angenommen werden, das ist ja mal völlig dahingestellt. Wichtig ist: du bist reflektiert genug überhaupt zu realisieren, was dir leid tut, und warum.

#4 – An diesem Punkt bist du eigentlich ganz okay mit dem Ding hier. Hat ja auch lange genug gedauert. Dabei braucht’s normalerweise nicht lange, bis du von irgendwas positiv eingenommen bist. Kommen wir zur zweiten Stärke (auf die du weiß Gott nicht allein gekommen bist, aber ey, jetzt ergibt’s alles Sinn): du bist begeisterungsfähig. Und wie. Du sagst: zu leicht zu begeistern. Aber das stimmt nur bedingt. Sich für Dinge begeistern zu können – genau genommen ist das ja ein riesen Geschenk, oder? Deine beste Freundin zeigt dir ein youtube-Format, das dir im ersten Moment eher suspekt wirkt. Deine Schwägerin empfiehlt dir eine Serie, die auf den ersten Blick nicht das ist, was du gerne gucken würdest. Dein Kommilitone schickt dir eine Playlist, obwohl du eben noch gesagt hast, dass du mit Hardcore nicht wirklich was anfangen kannst. Dein Chef schenkt dir ein Buch, das du nur aufschläfst, um nicht unhöflich zu sein. Und dann? Guckst, hörst, ließt du dich rein. Zwei Tage später bist du voll drin. Was ist besser, als Sachen zu kritisieren - und das von jemandem, der eigentlich zu kritisch ist? Sie zu hypen. Besonders zusammen mit Freunden.

#5 – Du wolltest den Text hier nie schreiben und hast’s trotzdem gemacht. Du arbeitest im SG. Für dich ist das hier mehr eine persönliche Herausforderung als literarische. Du findest, den ganzen Kram muss eigentlich niemand über dich als Privatperson wissen. Aber vielleicht ja doch.
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BeitragThema: Re: LMS 2020    LMS 2020          EmptySo März 01, 2020 2:33 pm

Geliebte M,
dir diesen Brief zu schreiben ist eigentlich schon lange überfällig; wo du doch die einzige bist, für die es sich an manchen Tagen aus dem Bett zu klettern lohnt. Doch endlich habe ich einen passenden Anlass gefunden: nichts Geringeres als das LMS Writing Finale wäre deiner würdig.
Ob morgens um acht in einer Vorlesung, die der Dozent mit „also was Sie heute lernen, weiß man eigentlich schon, wenn man gesunden Menschenverstand besitzt“ (warum geh ich da noch mal hin?) – oder während einer sich endlos ziehenden Probe, bei der alle dreißig Sekunden unterbrochen und nochmal was geändert wird: du bist immer für mich da. Du stehst zu mir in langen SG Nachtschichten und während Requisitenbetreuungen in fünfstündigen Opern. Du stehst zu mir an heißen Sommertagen in der Bib und an kalten Nächten auf Raucherbalkons. Du stehst zu mir, wenn ich auf Partys endlich wieder auch mit einer Glasflasche anstoßen kann. Und ich, geliebte M, stehe zu dir.

Gespaltene Zungen behaupten, du würdest schmecken wie Kaffee und Zigaretten zusammen. Man beleidigt dich als das Regenwasser aus draußen stehenden Aschenbechern. Du wirst verwechselt mit ähnlich genanntem Gebräu, das mir niemals über die Lippen kommen würde. Aber ich weiß, was wirklich in dir steckt: Natürliches Mineralwasser, Zucker, Kohlensäure, Null Komma Drei Prozent Mateblätter-Auszug, Citronensäure, Ingwerextrakt, natürliches Aroma, Farbstoff E 150d und – die Göttin unter den Inhaltsstoffen – Koffein.
Ich weiß, dass du sehr begehrt bist. Besonders in 143, wo man jede deiner Schwestern kaufen könnte, aber nur dein Regalfach wieder mal leer ist. Alle trinken dich; ob während der Probe oder auf dem Campus. Man nickt sich verstohlen zu, während man an dir herumschraubt oder dein Etikett abknibbelt. Liebhaber deiner Sorte kennen sich. Respektieren sich. Verstehen sich. Und wissen dennoch, dass sie während Aktionswochen zu unerbittlichen Feinden werden können.  

Du hast mich verzaubert, irgendwann im letzten Mai. Eigentlich solltest du nur ein Ersatzgetränk sein, damit ich nicht mehr pro Tag zwei Liter schwarze Brause kippe. Mittlerweile hab ich eine vollwertige Abhängigkeit zu dir entwickelt (auf die ich offensichtlich auch noch stolz zu sein scheine, uppsi). Keiner kann uns trennen – außer der Pfandflaschenautomat. Aber das auch nur vorübergehend, denn du wirst in Mehrwegflaschen abgefüllt.
Weißt du noch, wie wir im September zusammen in Köln am Fühlinger See lagen? Soundcheckklänge, Zigarettenduft und Seifenblasen? Sogar einen Podcast wollten meine Mädels und ich dir widmen – Möhren und Mate sollte er heißen, als Hommage auf das deliziöse Zusammenspiel beider Komponenten. Daraus ist zwar nichts geworden (findet sich auch niemand außer uns, der stundenlang was über Mate hören will), doch der Insider hält sich wacker auf fast jedem Konzertbesuch. Und du hältst dich, mehr als nur wacker – als Konstante in einem Leben zwischen Uni, Theater, Fitnessstudio und Computertisch.

Durch dich bin ich eine bessere Version von mir selbst: wacher, besser gelaunt, leistungsfähiger. Wenn ich mit einem verheißungsvollen Knacken deinen Deckel abschraube und mir mit einem leisen Zischen dein ingwergetränkter Duft in die Nase steigt, geht mir das Herz auf. Vier oder fünf bittersüße Schlucke später, das Kribbeln deiner Kohlensäure noch im Hals, bin ich mir absolut sicher: gemeinsam können wir alles schaffen. Auf unsere gemeinsame Zukunft, Mio Mio Mate Ginger, du kühl sprudelnder Tagtraum meiner durchgemachten Nächte.
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